🧠 Denkstoff #3: Warum wir aufhören mĂŒssen, auf die Rentner zu zeigen

  • Diskussion zum Artikel 🧠 Denkstoff #3: Warum wir aufhören mĂŒssen, auf die Rentner zu zeigen:

    Zitat

    Rentner-Bashing?

    In den sozialen Medien taucht er immer wieder auf: der Vorwurf, die Babyboomer wĂŒrden „uns die Rente wegnehmen“. Dahinter steckt oft Frust, manchmal Unwissen – und leider auch eine gehörige Portion Spaltung. Aber stimmt das eigentlich?


    Schnelle Schuldzuweisungen – ein gefĂ€hrlicher Trend
    In Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheit, steigender Lebenshaltungskosten und politischer UmbrĂŒche ist es allzu einfach, einen Schuldigen zu suchen. Und immer öfter scheint der Finger in

  • Ich könnte viel, zu viel zu diesem Thema schreiben, denn mich regt auf, dass die Rentner oftmals als die BuhmĂ€nner der Nation dargestellt werden. Hieran beteiligt sind sowohl Politiker als auch einzelne Wirschaftsweise und schließlich einzelne Printmedien usw. Nicht die Rentner tragen Schuld an der Misere der leeren Rentenkasse, sondern die verfehlte Politik seit ĂŒber mehr als zwanzig Jahre. Die ist nun von den Folgen des tatsĂ€chlich eingetroffenen demografischen Wandels ĂŒberrascht, als ob Experten nicht bereits seit vielen Jahren und immer wieder davor gewarnt hĂ€tten.

    Man hĂ€tte seinerzeit, als es noch nicht zu spĂ€t war, junge Familien und somit mehr Nachwuchs fördern können, man hĂ€tte auch eine echte Rentenreform durchsetzen können. Ich hĂ€tte nichts dagegen gehabt, einige Prozentpunkte mehr in die Rentenversicherung einzuzahlen, wenn es denn fĂŒr die spĂ€tere Rente zutrĂ€glich gewesen wĂ€re. Man denke z.B. an LĂ€nder wie Österreich oder die Niederlande, wo Rentner mehrere hundert Euro mehr in der Tasche haben.

    Nein, Deutschland wollte vor Jahren mit der Blue Card als Pendant zur Green Card auslĂ€ndische FachkrĂ€fte aus dem IT-Bereich ins Land holen, was grĂ¶ĂŸtenteils misslang. SpĂ€ter scheiterte weitgehend die Anwerbung auslĂ€ndischer PflegefachkrĂ€fte. Unter den zahlreichen FlĂŒchtlingen scheinen FachkrĂ€fte rar zu sein, hingegen stiegen die Ausgaben fĂŒr Sozialhilfe/BĂŒrgergeld auf ĂŒber 50 Mrd. Euro.


    Das Rentenniveau liegt bei 48 %, gesichert bis 2031. Eine Schande, zum FremdschĂ€men, wie alte Menschen in unserem Land abgespeist werden, und das bei stark gestiegenen Lebenshaltungskosten! Die Rente reicht bei vielen Menschen kaum noch aus, sie mĂŒssen aufstocken oder Sozialleistungen beantragen.


    Mein Großvater bekam seinerzeit eine Rente von ca. 2500 Deutsche Mark und konnte mit in jedem Jahr hoch steigenden Anpassungen bei niedrigen Lebenshaltungskosten gut leben. Übrigens haben wir als Babyboomer unseren Beitrag geleistet fĂŒr den Generationenvertrag.

    Mit heutzutage umgerechnet rund 1250 Euro kommt man nicht weit, bewegt sich bei hohen und weiter steigenden Kosten an der Armutsgrenze.


    Ach ja, da gibt es ja nun kĂŒnftig die Aktivrente. Rentner können ĂŒber die Altersrente hinaus arbeiten und bis zu 2000 Euro steuerfrei hinzuverdienen. Ungerecht, denn diejenigen, die es dringend gebrauchen könnten, stammen evtl. aus Berufen, wo es nahezu undenkbar ist, im höheren Alter aktiv zu sein oder sie sind krank, gebrechlich, pflegebedĂŒrftig.


    Und wie sieht es in der Pflege aus? Katastrophal, die Kosten fĂŒr eine Heimunterbringung sind fĂŒr die zu Pflegenden und deren Angehörige kaum noch zu bewĂ€ltigen, wobei die Leistung nicht besser wurde.




    Das war ein langer Text ohne zu gendern. Sicher ist den meisten von Euch das alles bekannt. Ich musste es aber jetzt einfach mal loswerden, was mich bewegt, aufregt und traurig stimmt.

  • Ja, ich kann Budgie nur zustimmen. Es ist schon eine Weile her, als meine Mutter vor 20 Jahren in Rente ging, sie war alleinerziehende Mutter 2er-Kinder, musste 45 Jahre arbeiten und hat sie auch getan, sie bekam 930 DM Rente und sollte damit eine Wohnung und Nebenkosten zahlen, diese lagen schon bei 45 qm bei 680 DM. Sie hatte auch noch die Chance genutzt 3 Jahre dranzuhĂ€ngen um 30 DM pro Monat Rente mehr zu bekommen. Damit konnte sie dann bis zu ihrem 68. Lebensjahr sehen, wie sie damit zurechtkam. Urlaub war nur möglich innerhalb Deutschlands oder in RumĂ€nien, da es dort ja so gĂŒnstig war. Als sie dann als Folge einer verpatzten Krebsvorsorge (GebĂ€rmutterhalskarzinom) sehr schnell verstarb, durfte ich dann auch erfahren, wie wenig Möglichkeiten sie hatte und auch vom Bildungsstand her sich eine qualitativ höherwertige private Absicherung zu leisten. Also die Rentensituation bei den alleinerziehenden MĂŒttern war schon damals katastrophal. Die einzige Sorge, die sie hatte und ob es richtig war, möchte ich jetzt nicht weiter erlĂ€utern, dass sie nur ihre Todesfall-Versicherung noch bezahlen konnte, damit keiner ihrer Kinder da noch fĂŒr gerade stehen musste. Ich muss mich heute noch dafĂŒr schĂ€men, dass ich eine Schwester habe, die meiner Mutter stĂ€ndig VorwĂŒrfe gemacht hat, dass meine Mutter das ja alles selber Schuld sei und sie allen Grund hatte sich von ihr abzuwenden. Solche MĂŒtter haben eigentlich eine gute Absicherung verdient, fĂŒr das, was sie geleistet haben.

    Also auch aus der Richtung werden, da einige auch ein Lied singen können und das ist die schweigende Zahl von Frauen, die froh sind, dass sie ĂŒberhaupt noch etwas bekommen und dann die Erniedrigung als Bittsteller beim Sozialamt sich Überlebensgeld zu holen.... :cursing:

    :blumen: :winkewinke:  Alles liebe von den RheinlÀndern :respekt: :bestfriend:

  • Dieter01 es ist traurig zu lesen, dass Deine Mutter es finanziell und dann noch gesundheitlich sehr schwer hatte. An SchicksalsschlĂ€gen, die BrĂŒche im Lebenslauf erzeugen, trĂ€gt niemand die Schuld.

    Aber genau das meinen auf anderen Plattformen einige Kommentatoren, echte gesunde Überflieger.

    Ich kenne einige Frauen, denen es Àhnlich erging wie Deiner Mutter.

    Meine Mutter wurde mit 48 Witwe, meine Schwester war noch 12. Sie mussten die große Wohnung aufgeben, die viel zu teuer war. Es folgte eine lĂ€ngere Durststrecke, wobei ich einige Zeit nicht helfen konnte, da wegen Firmenschließung Monate arbeitslos.


    Leider gerÀt hier die Diskussion etwas ins Stocken...schade, denn dieses Thema betrifft jeden irgendwann.

    Heute sind die jungen Leute jedoch aufgeklĂ€rt ĂŒber die Möglichkeiten der Altersvorsorge. Diese Informationen sollten genutzt werden; meinen Eltern standen sie nicht uneingeschrĂ€nkt zur VerfĂŒgung.

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Herzlichen Dank euch beiden fĂŒr eure Offenheit 🙏. Eure BeitrĂ€ge zeigen sehr deutlich, dass man das Thema Rente nicht mit einfachen Schuldzuweisungen lösen kann. Viele der heute Ă€lteren Generation hatten schlicht keine realistische Chance, privat vorzusorgen – niedrige GehĂ€lter, andere LebensrealitĂ€ten, fehlende Informationsmöglichkeiten.


    Es stimmt, die Diskussion ist hier etwas ins Stocken geraten – dabei betrifft uns das Thema alle, frĂŒher oder spĂ€ter.

    Was mich daran immer wieder beschĂ€ftigt: Viele Lebenswege fĂŒhren dazu, dass am Ende nur wenig Rente zusammenkommt – sei es durch Teilzeit wegen Familie, durch Zeiten der SelbststĂ€ndigkeit, Pflege von Angehörigen oder schlichtweg niedrige Löhne.

    Man denkt wÀhrend des Berufslebens oft nicht daran, was das spÀter bedeutet.

    Und trotzdem sind diese Biografien genauso Teil unserer Gesellschaft.



    Umso spannender finde ich die Frage, wie die jĂŒngere Generation heute damit umgeht:

    Wird die grĂ¶ĂŸere InformationsfĂŒlle wirklich genutzt? Oder bleibt es bei dem guten Vorsatz, sich ‚irgendwann spĂ€ter‘ darum zu kĂŒmmern?

    Vielleicht liegt der SchlĂŒssel darin, voneinander zu lernen – die Älteren bringen Erfahrung ein, die JĂŒngeren neue Möglichkeiten. Mich wĂŒrde interessieren: Wie seht ihr das?

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