Das Brüten von Wellensittichen im Wohnzimmer klingt auf den ersten Blick verlockend, birgt aber viele Herausforderungen und sollte gut überlegt werden.
Gründe für und gegen das Brüten
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Dafür spricht:
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Es ist ein faszinierendes Naturerlebnis, die Entwicklung der Küken miterleben zu können.
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Manche Halter möchten den eigenen Vögeln den natürlichen Bruttrieb ermöglichen und erleben, wie ein echtes Paar gemeinsam Nachwuchs aufzieht.
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Wer bereit ist, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, kann wertvolle Erfahrungen sammeln.
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Dagegen spricht:
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Die Verantwortung steigt enorm: Plötzlich können aus zwei Vögeln zehn oder mehr werden, was mehr Platz, Zeit und Geld für Futter, Pflege und medizinische Versorgung erfordert.
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Für alle Jungvögel müssen langfristig gute Plätze gefunden werden – eine Aufgabe, die häufig unterschätzt wird.
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Die Brut und die Aufzucht sind mit Risiken verbunden, etwa Krankheiten, Aggression unter den Vögeln oder Versorgungsprobleme der Küken.
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Es bestehen rechtliche und tierschutzrelevante Pflichten, zum Beispiel in Bezug auf artgerechte Haltung und Versorgung der Tiere.
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Was muss man unbedingt beachten?
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Das Brutpaar sollte gesund und in geeigneter körperlicher Verfassung sein – kranke oder zu junge Tiere sind nicht geeignet.
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Die richtige Brutumgebung ist essentiell: Dazu gehören passende Nistkästen, artgerechtes und abwechslungsreiches Futter sowie ausreichend Ruhe und Hygiene.
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Vorher sollte klar sein, ob genügend Platz und Ressourcen für den Nachwuchs zur Verfügung stehen.
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Informiere dich bei Experten (Tierarzt, erfahrene Halter), um auf Notfälle wie Legenot vorbereitet zu sein.
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Gesetzliche Bestimmungen und Tierschutzauflagen müssen stets eingehalten werden.
Was kann alles schief gehen?
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Brutabbrüche oder das Versagen der Elterntiere bei der Aufzucht sind häufig. In solchen Fällen muss der Halter bereit und fähig sein, Küken rund um die Uhr mit der Hand aufzuziehen, was viel Erfahrung und Zeit erfordert.
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Es können gesundheitliche Probleme auftreten (Legenot, Infektionen, Missbildungen), die sofortiges Eingreifen und tierärztliche Versorgung notwendig machen.
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Wenn Jungvögel nicht abgegeben werden können, müssen sie dauerhaft versorgt werden – dafür sind Platz, Geld und Wissen erforderlich.
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Stress im Schwarm durch zu wenig Nistplätze oder Rivalität kann zu Aggressionen und Verletzungen führen.
Prävention und schnelle Reaktion
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Stets auf Sauberkeit bei Brut und Aufzucht achten: Saubere Nester und Einstreu, keine feuchten oder schmutzigen Unterlagen.
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Symptome wie Apathie, Durchfall, Verformungen oder Schwäche sofort wahrnehmen und handeln.
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Jungtiere sollten bei Auffälligkeiten zügig zum spezialisierten Tierarzt gebracht werden – warten verschlechtert oft die Chancen.
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Im Zweifelsfall lieber rasch Hilfe holen, als erst selbst zu experimentieren.
Maßnahmen zur Brutverhinderung
Wer nicht möchte, dass seine Wellensittiche Nachwuchs bekommen, kann verschiedene tierfreundliche und effektive Maßnahmen treffen – eine medizinische Kastration oder Sterilisation ist dabei nicht empfehlenswert.
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Keine Nistmöglichkeiten anbieten: Wellensittiche sind Höhlenbrüter. Werden Nistkästen, Niströhren und andere höhlenartige Verstecke konsequent entfernt, können die Vögel gar nicht erst mit dem Brutgeschäft beginnen.
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Nicht zu viel Nistmaterial anbieten: Keine weichen Materialien wie Baumwollfasern, Holzwolle oder Papier im Käfig bereithalten. Das reduziert den Trieb, ein Nest zu bauen.
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Geschlechtertrennung erwägen: Die sicherste Methode ist, keine Männchen und Weibchen gemeinsam zu halten, sofern die Gruppenkonstellation das zulässt.
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Licht und Futter gezielt steuern: Weniger Tageslicht, keine übermäßigen Vitamingaben und ein leicht reduziertes Futterangebot können den Bruttrieb mindern, aber Maßnahmen müssen stets tierschutzgerecht bleiben.
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Kunststoffeier als Gelege-Ersatz: Falls trotzdem Eier gelegt werden, sollten sie durch Kunststoffeier ersetzt werden. Echtes Ei => herausnehmen, Plastikei rein. Das Weibchen brütet darauf und stellt den Legetrieb ein. Niemals echte Eier einfach wegnehmen, da sonst das Weibchen dauernd nachlegt, was gesundheitlich schädlich ist.
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Brutstimmung vermeiden: Keine größeren Umgestaltungen, keine Konditionen schaffen, die zu viel Ruhe und Paarharmonie begünstigen, denn das fördert die Brutbereitschaft.
Was ist NICHT zu empfehlen?
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Kastration/Sterilisation: Diese medizinischen Eingriffe sind mit hohen Risiken und Schmerzen verbunden und werden aus Tierschutzsicht abgelehnt, außer im absoluten Notfall bei Krankheiten.
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Hormonbehandlungen: Ebenfalls sollte hiervon bei gesunden Tieren Abstand genommen werden
Mit gezielten Umstellungen der Haltung und etwas Wissen lässt sich auf tierfreundliche Weise verhindern, dass die Wellensittiche in Brutstimmung kommen oder erfolgreich brüten.
Fazit
Die Entscheidung, Wellensittiche im heimischen Wohnzimmer brüten zu lassen, sollte niemals spontan oder unüberlegt getroffen werden. Sie bedeutet eine erhebliche Verantwortung und bleibt ein Hobby für sehr engagierte und gut informierte Halter, die auch in Krisensituationen immer schnell und kompetent reagieren können.
Wer sich nicht davon abbringen lässt, muss bereit sein, sich umfangreiches Wissen anzueignen, im Notfall Tag und Nacht einzugreifen und bei Problemen sofort zu handeln, und für jedes einzelne Tier Verantwortung zu übernehmen – für viele Jahre.