Der stille Rückzug – Wenn sich engagierte Mitglieder zurückziehen
- Schwester S.
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Der stille Rückzug – Wenn sich engagierte Mitglieder zurückziehen
Erklärungen, Ursachen und was Communities daraus lernen können
In vielen Online-Communities gibt es sie: die engagierten Mitglieder, die mit Herzblut dabei sind, Inhalte posten, andere unterstützen, Diskussionen anregen – und irgendwann plötzlich verschwinden. Kein Abschied, kein Hinweis, einfach Stille. Dieser stille Rückzug wirft Fragen auf – nicht nur bei anderen Mitgliedern, sondern auch bei der Administration.
Warum ziehen sich engagierte Mitglieder zurück?
Der Rückzug ist selten spontan. Oft ist er das Ergebnis eines schleichenden Prozesses. Die Gründe sind vielfältig:
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Erschöpfung & Überforderung: Wer sich intensiv einbringt, läuft Gefahr, sich zu verausgaben – vor allem, wenn das Engagement nicht ausreichend wahrgenommen oder wertgeschätzt wird.
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Konflikte & Frustration: Auch erfahrene Mitglieder können sich durch Spannungen, fehlende Moderation oder ungerechte Kritik zurückgewiesen fühlen.
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Veränderung der Gruppenkultur: Wenn sich die Atmosphäre im Forum verändert oder neue Stimmen den Ton bestimmen, fühlen sich langjährige Mitglieder womöglich nicht mehr zugehörig.
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Persönliche Gründe: Manchmal ändern sich Lebensumstände, Interessen verschieben sich – das Forum tritt dann in den Hintergrund.
Warum dieser Rückzug schmerzhaft ist
Gerade aktive Mitglieder prägen die Community entscheidend mit. Ihr Rückzug reißt nicht selten eine Lücke, die sich schwer füllen lässt. Neue Nutzer verlieren potenzielle Vorbilder oder Ansprechpartner, die Gruppenatmosphäre kann darunter leiden.
Was kann eine Community tun?
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Wertschätzung zeigen: Ein einfaches Danke, gezielte Anerkennung oder das Hervorheben von Beiträgen können viel bewirken.
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Transparenz und Moderation: Wenn Konflikte entstehen, ist eine klare Kommunikation und ein wertschätzendes Eingreifen wichtig.
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Feedback ermöglichen: Offene Kanäle, um Sorgen oder Frustrationen zu teilen, helfen, kritische Entwicklungen früh zu erkennen.
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Realistische Erwartungen: Auch engagierte Mitglieder dürfen Pausen machen – Communities sollten dies akzeptieren und nicht als Schwäche werten.
Der Rückzug ist nicht das Ende
Viele Rückzüge sind temporär. Wer sich zurückzieht, braucht oft nur Raum – nicht selten kehren Mitglieder nach Monaten oder Jahren wieder zurück. Wenn die Tür offen bleibt, ist die Chance auf ein Wiedersehen größer.
Wenn User laut gehen – Provokante Abschiedsposts und ihre Wirkung
Neben dem stillen Rückzug gibt es auch das gegenteilige Phänomen: den lauten, dramatischen Abschied. In vielen Foren erleben Administratoren und Mitglieder gelegentlich Beiträge, in denen unzufriedene User ihren Austritt öffentlich und mit Nachdruck verkünden. Diese Abschiedsposts sind selten neutral – vielmehr dienen sie oft dazu, Unmut, Frust oder auch persönliche Angriffe loszuwerden.
Hinter solchen öffentlichen Austritten stecken meist zwei Absichten: Entweder die betreffende Person hofft, durch Zuspruch oder Bitten zum Bleiben ihr Ego zu nähren – oder sie nutzt den Abschied, um eine Art „letztes Wort“ zu haben. In letzterem Fall werden Vorwürfe gegen die Administration, gegen andere Mitglieder oder gegen den generellen Umgangston im Forum laut. Manchmal enthalten diese Posts subtile Spitzen, oft aber auch offene Kritik – ein Rundumschlag, der meist nicht auf Dialog, sondern auf Spaltung abzielt.
Für Forenbetreiber kann der Umgang damit herausfordernd sein. Ignorieren wirkt kalt, reagieren kann schnell in eine Eskalation führen. Besonders problematisch wird es, wenn sich andere Mitglieder mit der austretenden Person solidarisieren oder diese Beiträge als Gelegenheit nutzen, eigene Unzufriedenheit anzuhängen.
Ein sachlicher, respektvoller Umgang mit solchen Situationen ist dennoch wichtig. Eine klare, aber ruhige Stellungnahme – oder, je nach Inhalt, eine zeitnahe Moderation des Beitrags – kann helfen, Schaden zu begrenzen und die Community nicht weiter zu spalten. Wichtig ist, sich nicht zu rechtfertigen, sondern Haltung zu bewahren – denn oft zielen diese Posts genau darauf ab, Reaktionen hervorzurufen.
Manchmal zeigt sich im dramatischen Abschied eines Mitglieds nicht nur Frust über einen Vorfall, sondern auch eine tiefer liegende Enttäuschung oder ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Wer dies erkennt, kann gelassener damit umgehen – und den Fokus auf jene richten, die bleiben und zum Zusammenhalt beitragen.
Abschließende Gedanken
Der stille Rückzug kann als Warnsignal verstanden werden – nicht nur für die Administration, sondern für die gesamte Gemeinschaft. Eine lebendige Community lebt nicht nur von Inhalten, sondern auch von Beziehungen, Empathie und Aufmerksamkeit.
Antworten 8
Flaeumchen
Hallo Schwester S.,
du hast schon mehrfach solche Artikel wie obigen verlinkt. Auch wird oben auf der Seite auf die neue Blogreihe "Geankenoase" - aus der vermutlich die verlinkten Artikel stammen? - hingewiesen und ebenfalls verlinkt.
Wenn ich beides anklicke, bekomme ich die Meldung:
Zugriff verweigert
Unzureichende Berechtigungen
Der Zutritt zu dieser Seite ist Ihnen leider verwehrt. Sie besitzen nicht die notwendigen Zugriffsrechte, um diese Seite aufrufen zu können.
Warum? Welche Berechtigungen fehlen? Bitte Berechtigungen erteilen.
Schwester S.
Hallo Flaeumchen,
die Berechtigung hast du eigentlich automatisch, das ist so eingestellt, dass alle registrierten Mitglieder, die eine bestimmte Anzahl Tagen dabei sind und Beiträge geschrieben haben, lesen und antworten können. Du müsstest die Artikel aufrufen können.
Ich habe allerdings jetzt noch einmal explizit angegeben, dass Stamm-Mitglieder auf jeden Fall die Seite aufrufen können.
Ich kann mir das nur so erklären, dass dein Browser streikt. Wenn du noch einen anderen Browser hast, versuche es mal damit.
Flaeumchen
Nun funktioniert es, danke!
Budgies
Ich hatte selbst vor mehreren Jahren einen solchen Rückzug vollzogen. Seinerzeit war ich von einem God-Mitglied in einem Gesundheitsforum zu einer Moderatoren im Admin-Team "aufgestiegen." Ohne Not und für mich damals unverständlich, entstand eine Konkurrenzsituation zwischen einem anderen Mod und mir. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich sehr für die Mitglieder eingesetzt habe, hauptsächlich um moralische Unterstützung aber auch Hinweise auf Links, Anlaufstellen und Ansprechpartner zu geben. Der andere Mod war allerdings nahezu 24 Stunden für die Leute online, gab sogar Ratschläge ohne medizinische Ausbildung, weil er Medizinprofessoren bei Veranstaltungen ansprach und oft zum Thema las. Schrieb ich einen Beitrag, widersprach er in Teilen in seiner Antwort usw. Er wollte sich ständig behaupten und mit seinem angelesenen Wissen glänzen.
Ich zog mich langsam immer mehr zurück, stieg schließlich aus, legte mein Ehrenamt nieder.
Wenig später las und hörte man nicht mehr von dem anderen Mod, bis wir Monate später erfuhren, dass er wohl aufgrund von Suizid verstorben war.
Im Nachhinein tat er mir furchtbar leid, denn er brauchte die Aufmerksamkeit und Anerkennung im Forum viel dringender als ich.
Dieter01
Liebe B., das liest sich ja echt schaurig.
Das ist ein Nachteil von solchen Foren. Ich habe mich nicht umsonst dafür starkgemacht, dass hier keine Moderatoren herum schlawänzeln. Die Verantwortung für falsch verstandene Meinungen (ob sie gut oder böse) können sehr viele gar nicht überschauen, da wir den oder die Personen, - um die es dabei geht, weder kennen noch wissen wir in welch emotionalen Zustand er (sie) sich gerade befindet. 
Ich hoffe nur, dass ich nicht auch hier als "Klugschwätzer" abgetan werde. Ich versuche immer wieder jedem zu erklären, dass ich meine Erfahrungen hier teile. Ich weiß genau, dass es manchmal schwer ist, sich wieder abzunabeln und auch einige Tage sich mal nicht zu melden. Ich bin teilweise zu faul mich hier immer wieder abzumelden, deshalb sieht es auch so aus, als ob ich 24 Std. hier online bin. Aber sich zurückzuziehen, ist nicht immer die Lösung. Sondern eher eine Flucht und kein Selbstläufer, der für jede(n) gleichermaßen gut ist.
Vielleicht wäre es besser gewesen, sich mit der Person über PN über das Problem auszutauschen. Ich habe es auch mal mit Schwester S. gemacht. Es war sehr aufschlussreich (glaube ich) für uns beide. Da ich es für sehr schwierig halte, dass so herüber zu bringen, zumal wir in keinem Geschützen-Raum uns bewegen,- so wie Foren in psychologischen Bereichen.

Budgies
Weißt Du Dieter, das Problem wurde im PN Bereich nicht als solches gesehen, also gab es keinen wirklichen Austausch und somit keinen Konsens/keine Lösung.
Und sicher wirst Du als langjähriger Wellensittichhalter und Igel-/Tierschützer hier anerkannt, weil Du aus der Erfahrung berichten kannst. Es ist aber ein Unterschied, ob über Wellensittiche gesprochen wird oder über Tumorerkrankungen, ohne das Thema klein zu reden. Da muss vorsichtig agiert werden, denn medizinische Ratschläge dürfen nur Mediziner geben, aber nicht wie im Fall des Mannes Büroangestellte.
Vielleicht hast Du recht, wenn Du meinst, dass Rückzug nicht unbedingt der bessere Weg ist. Man sollte nicht aufgeben. Ich bin halt anders veranlagt und gehe lieber, wenn meine Schmerzgrenze erreicht ist, bevor eine Situation völlig aus dem Ruder läuft. Man muss sich auch abgrenzen können.
Dieter01
Liebe B. ,ich wollte von dir keine Rechtfertigung zu deinem damaligen Rückzug. Dass es besonders schwer ist, mit Menschen zu kommunizieren, die eine Krebserkrankung haben, ist mir nur zu gute bewusst. Ich habe auch (nur am Rande erwähnt) eine Lymphknotenkrebserkrankung mit einer Darmentfernung hinter mir. Vielleicht gehöre ich dabei auch dann zu den Leuten, die sich da in andere Gleichgesinnte hineinversetzen können. Bei mir ist es schon ein Jahrzehnt her und ich weiß, ich bin ein anderer Mensch mit anderen Gedanken geworden. Nicht unbedingt umgänglicher, aber auch nicht zu sehr zynisch denen gegenüber, die meinen mir das Wasser nicht reichen zu können. Was zum Glück nicht so einfach darzustellen oder erklären ist, sondern durch Erlebnisse, die jeder auf seine Weise verarbeitet und es nach außen trägt. Ich habe zum Teil ein dickes Fell bekommen, jedoch kann ich es nicht jedem aufbürden und auch nicht durch Rückzug nachvollziehen.
Ich gehöre zu den Menschen, die darüber versuchen zu reden, wenn ich meine einen vertrauten gefunden zu haben. Informationen über die damalige Erkrankung haben mir sehr geholfen. Auch Überlebensstatistiken, sind mir sehr gut zu Hilfe gekommen. Wenn du jedoch mit jemandem zusammen kommst, der keine Chance auf Heilung oder Verbesserung hast, sieht das schon sehr viel anders aus. Ob da dein Rückzug ihm am Arm vorbeigeht oder nicht, wirst du dir nicht auf deinen Zettel schreiben müssen. Was wir daraus machen und oder nicht machen, ist entscheidend. Ich hoffe, du hast dir daran keine Schuld gegeben. Du bist wie du bist und dir selbst verantwortlich. Ich habe mich damals an einen Gedanken festgehalten, der ungefähr so lautete: Es gibt 8 Milliarden Menschen auf der Welt, die Auswahl ist dann getroffen worden, wenn ich dran bin, dann ist das so. Mach das Beste daraus, was dir noch an Zeit auf diesem Planeten bleibt, ohne viel andere damit zu belasten.
Das ist eine Art fürs Weiterleben, die nicht jeder sich aneignet. Ich treibe Sport so gut es noch geht engagiere mich ein wenig im Tierschutz und versuche so wenig wie möglich die Umwelt zu belasten durch mein dasein, in dem ich nicht unnötiger Weise durch die Welt laufe und die zerstöre. Das mit dem Rückzug habe ich gar nicht auf dem Plan und kann ich auch nicht weiter empfehlen, da ich nichts bewege damit.

Budgies
Du hattest mir vor einiger Zeit von Deiner Erkrankung erzählt. Ich wünsche Dir, dass Du weiterhin davon verschont bleibst. Hier zeigen sich wiederum unsere verschiedenen Mentalitäten. Du bist mittendrin, aktiv und pushed vorwärts. Ich war und bin von gutartigen Tumoren betroffen und schone mit den Diagnosen meine Toleranzgrenze.
Und NEIN, der Mann hatte eher private Probleme mit Haus und Familie, darum auch die 24/7 Flucht ins Forum,