App, App, hurra – die neue Turnübung an der Supermarktkasse

Es ist ein Schauspiel unserer Zeit: Kaum hat der Mensch gelernt, bargeldlos zu zahlen, da zwingt ihn der Handel schon zur nächsten Disziplin – dem digitalen App-Ballett. Netto, Lidl, Rewe, dm – jedes Geschäft, das heute etwas auf sich hält, will nicht nur Waren verkaufen, sondern gleich zum Download der hauseigenen App bitten. Exklusive Coupons! Personalisierte Angebote! Und selbstverständlich das diskrete Sammeln jener Daten, die mehr über uns verraten als jedes Tagebuch in Schönschrift.


Klingt harmlos: ein kleiner Rabatt hier, ein paar Prozente dort – warum nicht?


Doch das System hat seine Tücken. Während die Händler fleißig Daten horten, jongliert der Kunde im wahrsten Sinne des Wortes. Wer an der Kasse schon einmal gleichzeitig seine Einkäufe verstaut, die Karte zückt und mit der anderen Hand sein Smartphone auf „Coupon-Aktivierung“ trimmt, weiß: Hier wachsen neue olympische Disziplinen.


Das Ergebnis ist vorhersehbar. Zwischen Scanner-Pieps und Kartenzahlung rutscht das Telefon aus der leicht verschwitzten Hand, segelt in Zeitlupe zu Boden – und landet mit einem tragischen Klack auf den Fliesen. Alles für fünf Prozent Rabatt auf gefrorene Knoblauchbaguettes.

Ironischerweise sind die eigentlichen Gewinner nicht Rewe oder dm. Es sind die Handywerkstätten, die sich vermutlich leise bedanken: für jeden Coupon ein gesprungenes Display.


Ich persönlich bleibe daher bei der guten alten Plastikkarte. Ein Griff ins Portemonnaie – kein Passwort, kein Absturz, nur ein schlichtes Piep am Scanner. In Zeiten des App-Wahnsinns fühlt sich das fast schon revolutionär an.