Du Lieber!
Ja, das warst du, ein ganz lieber. Einer, der sich gewünscht hat, dass man ihn mag.
Du und Olli, ihr wart wie Zwillinge, unzertrennlich. Gemeinsam seid ihr in mein Leben getreten. Gemeinsam habt ihr das Wohnzimmer unsicher gemacht. Die Grasmatte in eurem Käfig auseinander genommen. Habt mich anfangs in eure Spielchen mit einbezogen. Ihr hingt zum Teil wie Broschen an meinen Pullover und seid dort rauf und runter geklettert, später war ich eher Nebensache, weil ihr euch dann mit den Altvögeln angefreundet hattet.
Wie ihr in mein Leben gekommen seid, werde ich nie vergessen. Ich wollte eigentlich nur einen Vogel holen und hatte mir den kräftigen Olli ausgesucht. Aber dann meinte die Züchterin, es wird schwer für einen Wellensittich, in eine bestehende Clique aufgenommen zu werden, also stellte sie mir zwei weitere Vögel vor, die Brutgeschwister* von Olli und beide blass waren. Der eine ein Spangle, der andere ein hellblauer Hellflügel und das war Prinz. Den habe ich dann genommen und so ging ich mit zwei Vögel anstatt mit einem nach Hause.
Ihr wart so süß anzusehen, so energiegeladen. Ich hätte niemals gedacht, dass Prinzi nur 2 Jahre alt werden könnte. Eher war Olli manchmal das Problemkind.
Dann kam Simon. Und Olli war von Simon erst mal begeistert und du warst davon nicht begeistert. Du wurdest auch kurz nachdem Simon zu euch durfte und die Quarantänezeit hinter sich hatte, krank. Du warst so ein kleines Seelchen. Dein Olli kann doch nicht einfach mit Simon flirten! Mir tat es selber weh, als ich das sah, wie du ignoriert wurdest.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen, als ich vorletzten Samstag dann plötzlich einen stillen Prinz im Käfig sitzen sah und ging erst mal von einer Flügelverletzung aus, wegen Simon.
Wir haben uns leider nur kurz gekannt, viel zu kurz. Du warst so ein hübscher hochgewachsener schlanker Welli. Dein blasses Blau war so wunderschön, ein ganz tolles sanftes Himmelblau. Dann deine dezente graue Zeichnung, dadurch wirktest du sehr elegant und der Name Prinz passte zu dir.
Prinz ich bin stolz auf dich, auch wenn du noch nicht einmal 2 Jahre alt wurdest. Aber du hast gekämpft und gekämpft. Leider war die Krankheit stärker.
Und wir hatten sehr intensive letzte Tage miteinander, wie kaum ein anderer vor dir, du hast dich so wohl gefühlt in meiner Hand, wenn ich dich mal abgesetzt habe, hast du nach meiner Hand gesucht und warst erst wieder zufrieden, wenn ich dich hielt.
Mach's gut, mein kleiner Liebling. Du wirst für mich unvergessen bleiben. Ich werde mich an dich zurückerinnern, wie du warst, als du gesund warst: ein kleiner Schelm, der gerne mal aufmischte und als du krank warst: ein sehr anhänglicher Freund, der nur Liebe wollte und brauchte.
* Prinz war eines der untergelegten Eier, der dadurch zu Ollis Brüderchen wurde. Ohne Ollis Mutter gäbe es keinen Prinz.