Traurig stimmt mich, dass Bonnie mich zum Schluss richtig böse ansah und sogar noch ein wenig zur Seite rückte, als ich sie leicht berühren wollte. Das hatte ich vorher bei keinem so erlebt, und ich grübele, warum?
Das kann ich gut verstehen, dass dich das traurig gemacht hat. Ich vermute es liegt daran, dass sie einfach nur alleine sterben wollen. Das ist schade, da ja eigentlich niemand - zumindest bei uns Menschen ist das so - alleine sterben will. Aber bei Tieren ist das eigentlich normal. Ich sehe draußen selten tote Vögel irgendwo herumliegen (außer die überfahrenen), wenn sie spüren, dass es soweit ist, verkriechen sie sich unter eine schützende Hecke und sterben alleine. Das ist ein Prozess, den sie akzeptieren, nur die letzten Sekunden, wenn sie keine Luft mehr bekommen, macht ihnen Angst, dann fangen sie an, unruhig zu werden.
Es kann auch sein, dass Bonnie nicht böse geguckt hat, sondern ängstlich. Ich kenne den Blick, wenn man stirbt, wird einem schwindelig oder man fällt im freien Fall in ein Loch oder man bekommt keine Luft mehr, das macht in dem Augenblick Angst.
Wir hatten im Jahr 2019 mal eine Amsel, die an der Brust verletzt war, sie kam immer zu mir in den Garten und holte sich Futter und Wasser ab, das ging über zwei Monate. Wir haben uns richtig an sie gewöhnt, aber sie pickte sich selber immer wieder in diese Wunde und das war ihr Todesurteil. Am letzten Tag kam sie noch einmal zu uns, hatte aber keinen Hunger mehr, sie wollte sich nur verabschieden, es tropfte Blut aus der Wunde, aber sie kam. Dann sahen wir sie nie wieder.
Vögel verabschieden sich meistens kurz vorher und dann wollen sie alleine sterben und zwar an einen geschützten Ort, wo sie sich sicher fühlen.
Ich hatte meinen Olli auch versucht, zu berühren, wenige Sekunden vor seinem Tod ließ er es zu, aber vorher wollte er auch nicht berührt werden. Er hat fast den ganzen Tag geschlafen, ging kurz nach 20.00 Uhr runter und wackelte da rum, da eine Lähmung ihm überfiel. er konnte seine Füße nicht mehr bewegen, dann seine Flügel nicht mehr, das machte ihm Angst. Es dauerte leider noch bis 21.00 Uhr, als er es endgültig geschafft hatte. Sein Schnabel ging auf und zu, weil er auch seine Atmung aussetzte. Es hat mir das Herz aus der Brust gerissen. Ich hatte immer gehofft, er schläft einfach so ein, fast so wie meine Micky, die auch den ganzen Tag verpennt hatte. Aber Olli war ein Kämpfer und ein wenig jünger als meine Micky.
Auch meine Miss Elli wollte nicht berührt werden und kroch immer weg, wenn ich sie wärmen wollte. Dabei war sie gar nicht ängstlich und kannte meine Hand gut. Sie konnte nicht hoch fliegen und ich musste sie öfter von Gardine etc. abpflücken. Sie drehte regelrecht wartend ihr Köpfchen in meine Richtung, damit ich sie da abhole. Aber sterben wollte sie alleine. Beim Sterben weiß man nicht, was in sie genau vorgeht, ob sie in dem Moment alles vergessen haben, dass man gut zu ihnen war und mehr oder weniger der Sicherheitstrieb durchkommt.