"Ausgebrannt am eigenen Feuer – Wenn Engagement zur Erschöpfung führt"
Eine persönliche Reflexion über Idealismus, Selbstaufgabe und den Weg zurück.
Einleitung:
Ich bin mit viel Herz, Begeisterung und Idealismus gestartet. Ich wollte einen Ort schaffen, an dem sich Menschen austauschen, voneinander lernen und ihre Liebe zu Sittichen miteinander teilen. Ein Platz, an dem es um das Wohl der Tiere geht – getragen von Respekt, Freude und Gemeinschaftsgefühl.
Doch irgendwann kippte die Stimmung. Es ging nicht mehr um die Tiere, sondern nur noch um mich. Um meine Entscheidungen, meine vermeintlichen Fehler, mein Verhalten – jedes Wort wurde seziert, jede Handlung hinterfragt. Ich war nicht mehr die Administratorin eines Vogelforums – ich war Zielscheibe. Das eigentliche Thema rückte in den Hintergrund. Zurück blieb ein ständiger Rechtfertigungsdruck, der mich aufzehrte. Ich verlor meine Stimme, meine Freude – und irgendwann mich selbst.
Zwischen Nähe und Erwartung
In Online-Communities verschwimmen oft die Grenzen: Nähe wird erwartet, ständige Präsenz vorausgesetzt, Entscheidungen müssen allen gefallen – und wer moderiert, hat es allen recht zu machen. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Dass ich Fehler gemacht habe? Ja. Ich hätte früher Grenzen ziehen, transparenter kommunizieren und mir loyale, neutrale Menschen ins Boot holen sollen. Ich hätte nicht alles allein tragen dürfen. Aber ich habe es nicht besser gewusst – und wollte es allen recht machen. Aus Verantwortungsgefühl wurde Überforderung. Aus Überforderung wurde Erschöpfung. Und schließlich ein Burnout.
Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen
Ich habe erlebt, wie sich Strukturen verselbstständigen, wie Einzelne die Dynamik dominieren, wie Misstrauen vergiftet. Und wie schwer es ist, dagegen anzukommen, wenn man emotional schon auf dem Zahnfleisch geht.
Ich habe erkannt: Mein Forum hatte seinen eigentlichen Sinn verloren. Es drehte sich nicht mehr um das, wofür es einst gedacht war. Es wurde zum Brennpunkt von Projektionen, Enttäuschungen und Machtspielen – und ich war mittendrin.
Warum ich zurückgekommen bin
Ich hätte es auch ganz lassen können. Viele hätten es an meiner Stelle getan. Aber ich habe nicht aufgehört, an die Idee zu glauben. Ich habe nicht vergessen, warum ich damit begonnen habe. Nur diesmal mache ich es anders: mit klaren Grenzen, mehr Selbstschutz – und der Bereitschaft, auch loszulassen, wenn es mich kaputt macht.
Ich bin nicht mehr die, die ich damals war – aber ich bin wieder da. Und vielleicht kann meine Geschichte anderen helfen, sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren.
Zitat zum Abschluss:
Zitat„Du kannst nicht für andere leuchten, wenn dein eigenes Licht verlischt.“
– Unbekannt
Antworten 4
Yvi1967
Liebe Schwester S.;

kenne noch das Netz (vor Social Media) in dem Foren (neben IRC Chat) die Hauptkommunikation boten.
Die Verantwortung und administrative Arbeit ist mir bekannt und Dein Einsatz hier 5 Sterne + .
Danke, dass ich mit Ella & Carlos hier Tipps und Austausch finden kann.
Ganz liebe Grüße, Yvi.
Schwester S.
Hallo Yvi,
vielen lieben Dank für deine netten Worte – das bedeutet mir wirklich viel.
Und ja, ich erinnere mich auch noch gut an die Zeit vor Social Media, als Foren und Chaträume die digitalen Treffpunkte waren. Da ging es oft ruhiger, persönlicher und irgendwie verbindlicher zu. Man kannte sich, hat miteinander diskutiert, gelacht – und sich auch mal gestritten –, aber meistens mit Respekt.
Vielleicht ist genau das der Grund, warum ich dieses Forum ins Leben gerufen habe: Ein Ort für Austausch, ein bisschen Rückzugsort – so wie früher eben.
Ich freue mich sehr, dass du mit Ella & Carlos hier gelandet bist und ihr euch wohlfühlt. 🐥💬
Vielleicht magst du ja auch mal erzählen, was dir an Foren besonders gefällt – oder wie du die Entwicklung des Netzes so erlebt hast? Ich fände das total spannend!
Yvi1967
Hallo Schwester S.,
Anekdoten aus dem Netz könnte ich tatsächlich einige erzählen, begonnen hat bei mir aber alles im FidoNetz.
Das war ein weltweites Mailbox Netz, indem sich die UserInnen (Points) mit Realnamen einer Mailbox an-
schlossen, darüber Newsgroups abonnierten, aber auch private Nachrichten versenden konnten.
Der Austausch erfolgte durch einen täglichen "Poll", wo via Modem Anruf die abonnierten Gruppen gepackt
"gezogen" wurden, eigene Beiträge ebenso gleichzeitig übermittelt.
Das "Internet" (damals noch AOL, Compuserve und T-Online war mir lange Zeit eher suspekt;
bis ich zu einem "Internet-Marketing-Kurs" und dem Versuch Webseiten mit Html "zu klöppeln" kam.
Eins der prägensten Foren war SELFHTML als Hobby von Stefan Münz gestartet und auch heute noch
für viele WebEntwicklerInnen imho ein muss. Da gab es auch den Bereich "Menschelei".
Bei ICQ (und in andern IRC Bereichen brachte mir mein Nick LuckYvonne (Yvi heute für Yvonne)
oft dumme Anmachsprüche, aber einmal habe ich auf Nachfrage für einen Ami den Heirats-
Antrag, den er seiner Deutschen Freundin machen wollte übersetzt und via Sprachdatei ...
Die Überraschung für die Freundin glückte, sie sagte "ja", ich war eingeladen, bin aber nicht geflogen.
Social Media - mach jetzt einen Sprung - da habe ich bei FB mal "geschnuppert", dann kam eine Regel-
änderung bzgl. Datenschutz; irgendwie kam ich dann zu Twitter: und bin trotz E.M. treu geblieben;
weil man es sich sehr gut administrieren/sein Portofolio erstellen kann.
(Aktuell tausche ich mich da viel über Fotographie aus)
Mein Fazit: Das "Netz-der-Netze" (es gibt DAS Internet nicht, sondern lediglich eine zufällige Verknüpfung
von Rechnern auf einer Protokollebene) ist ein Spiegel der Gesellschaft mit allen guten und schlechten Seiten.
Dein Forum (die Formvorgabe, die Du ausgesucht hast) finde ich sehr schön;

und Du administrierst mit Herz und Verstand; dafür Achtung und Dank. - Es ist Verantwortung und Arbeit.
Ganz liebe Grüße
Yvi mit Ella & Carlos und....
2 Neuankömmlingen, die ich ob der Abhandlung hier, erst morgen vorstelle.
Schwester S.
Hat man dir damals geglaubt, dass du weiblich bist? Bei mir war es im Chat so, dass manch einer dachte, ich würde mich als Frau ausgeben, aber in Wirklichkeit ein Mann sein. Damals waren mehr Männer als Frauen im Internet und in dem Chat, in dem ich unterwegs war, waren viele Uni-Studenten.
Das SelfHTML von Stefan Münz war DAS Standardwerk, ich erinnere mich noch.